Die geheimnisvolle Venus

Unser schöner Nachbarplanet Venus ist uns eigentlich so nah, aber doch so schwer zu ergründen, weil ihre dichte Wolkendecke und die extremen Oberflächen­bedingungen eine Erforschung zum minutiösen Kampf ums Überleben machen: 93-facher Luftdruck im Vergleich zur Erde, Temperaturen von 450° Celsius und beständiger Säureregen sind einfach kein Zuckerschlecken!

Aus sicherer Entfernung hat ein Team um die University of California in Los Angeles über 15 Jahre lang Radiowellen zur Venus geschickt und daraus erstmals ihre Grund­eigenschaften abgeleitet:

  • Ein Tag auf der Venus ist etwa 243 Erdentage lang, also etwas über 8 Erdenmonate.
  • Jeder Tag hat eine etwas andere Länge. Die Dauer der gemessenen Venustage konnte um bis zu 20 Minuten variieren. Ursache könnte die erhebliche, aber auch variierende Bremswirkung der extrem dichten Atmosphäre sein. Bei der Erde ist das auch so, aber hier geht es nur um plus oder minus eine Millisekunde pro Tag.
  • Die Rotationsachse der Venus ist nur 2,6392 Grad geneigt, viel weniger als die knapp 23 Grad Neigung der Erdachse. Die gedachte Verlängerung der Venusachse beschreibt eine Kreisbewegung, die nach etwa 29.000 Jahren einen vollen Kreis bildet. Die Erdachse schafft das in etwa 26.000 Jahren.
  • Aus ihren Beobachtungen leiten die Wissenschaftler einen etwa 3.500 Kilometer durchmessenden planetaren Kern ab, von dem aber unbekannt ist, ob er fest oder flüssig ist. Er wäre etwa gleich groß wie der Erdkern.

Die Radio-Vermessung der Venus soll weitergehen. Aber als nächstes hat das Team auch schon die Jupiter­monde Europa und Ganymed ins Auge gefasst. Besonders Europa ist interessant, weil unter seiner Eis­oberfläche ein flüssiger Wasserozean vermutet wird. Terrestrische Radio­messungen könnten die Dicke des Eisschildes bestimmen und den Verdacht auf flüssiges Wasser unterfüttern oder untergraben.

Wie auch immer, es bleibt spannend, und das für wenig Geld im Vergleich zu Sonden­missionen – von bemannten Missionen ganz zu schweigen … .